„Warum ist die Transgender-Flagge im Plakat, aber keine eigene Veranstaltung mit Transgender-Bezug?“
Diese sehr gute und wichtige Frage wurde dem lücken_los-Team vor ein paar Tagen über Instagram gestellt und wir wollen in diesem Beitrag erklären, wie es dazu kam und wie wir dazu stehen.
Unser Präsenzprogramm wäre mit Transgender-Bezug gewesen
Ursprünglich sollte das Thema Transidentität bei lücken_los in einer eigenen Veranstaltung eine Rolle spielen, in einer Lesung aus einem Buch, das sich mit „Genderkram“ beschäftigt. Unser Plakatdesign entstand, als wir noch davon ausgingen, dass Präsenzveranstaltungen im Mai („Da ist es ja dann warm!“) möglich sein würden. Als wir dann Mitte April endgültig entschieden, alles auf online umzustellen, mussten wir diese Veranstaltung leider ganz absagen, da die lesende Person eine Online-Umsetzung ausgeschlossen hatte. Wir waren im Zeitplan bereits spät dran und hatten nur im Blick, die Plakate so schnell wie möglich in den Druck zu geben. Gelegenheit, um darüber nachzudenken, ob wir unser Design nicht vielleicht an das veränderte Programm anpassen müssten, jetzt wo wir keinen expliziten thematischen Bezug mehr zum Trans-Sein hatten, blieb uns leider nicht.
trans rights sind kein click bait
Uns ist jetzt klar, dass das Plakat falsche Erwartungen weckt. Und dass es so wirken kann, als würden wir uns das Thema „trans rights“ aneignen wollen oder es nur als Werbemasche nutzen. Das tut uns leid. Wir wollten niemals einfach nur „click baiting“ betreiben, indem wir die Transgender-Flagge in unser Design packen.
Feminismus ist queer und intersektional
Es war uns von Anfang an wichtig, Feminismus so vielfältig wie möglich zu denken. Wir wollten bei lücken_los verschiedene Perspektiven beleuchten und unterschiedliche Menschen zu Wort kommen lassen. Obwohl oder gerade weil wir im Team überwiegend weiß, cis,privilegiert und nicht von Rassismus oder Ableism betroffen sind, wollten wir keinen “weißen cis-Frauen-Feminismus” machen.
Aber es ist unser erstes Festival in dieser Größenordnung und wir haben unterschätzt, wie sehr es auf die Gesamtwirkung eines Programms ankommt und nicht nur auf die einzelnen Veranstaltungen. Es ist wie bei Talk-Shows: Jeder einzelne Gast kann richtig toll und cool sein, aber wenn am Ende alle weiß und cis-männlich sind, ist das halt Mist.
Es ist ärgerlich und schade, dass wir keine Veranstaltung mit explizitem Transgender-Bezug haben, obwohl wir sie haben wollten und das Plakat diesen Eindruck erweckt. LGBTIQ*-Rechte gehören zu unserem Verständnis von Feminismus selbstverständlich dazu. Die Transgender- und die Regenbogen-Flaggen sollten ins Plakat, um diese verschiedenen Perspektiven als Bestandteil unseres Feminismus sichtbar zu machen.
Lasst uns weiterhin Seite an Seite kämpfen
Wir wollen nicht relativieren oder gleichsetzen, wenn wir sagen „Wir kämpfen für die Gleichheit aller“. Denn noch sind wir nicht alle gleichgestellt und erfahren verschiedene Formen von Ungerechtigkeit und Diskriminierung. Doch unsere unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungswelten sollten uns erst recht gemeinsam und solidarisch füreinander kämpfen lassen und uns nicht voneinander trennen.
Und wenn es ein nächstes lücken_los geben wird, dann wird es noch diverser, noch vielfältiger und noch diskursiver. Wir geben uns Mühe und freuen uns drauf! Euer lülo-Team.