Positionierung des sowas e.V. zu den rechten und sexistischen Vorfällen auf dem Campus

Zuallererst: Als sowas e.V. stehen wir gegen jede Art der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit: Wir stehen gegen Rassismus, Faschismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, Antisemitismus, Nationalismus. Kurz: Wir machen Kultur und wir zeigen eine klare Kante gegen rechts. Und da gibt’s von unserer Seite aus keine Diskussion.

Wir sind ein Verein, der sich aus Studierenden, Alumni und jungen Menschen zusammensetzt, die in Merseburg Kulturarbeit machen. Deshalb haben fast alle unserer Vereinsmitglieder einen Bezug zum Campus.

Aktuell gibt es Diskussionen über zwei Vorfälle auf dem Campus, bei denen Naziparolen und menschenverachtende Aussagen gerufen wurden. Ein Vorfall bezieht sich auf einen Abend im Herbst 2023 im Club „Wärmetauscher“ auf dem Campus, ein weiterer Vorfall bezieht sich auf das Campusfest. Dass wir so eine Kacke, egal von wem, egal wo, nicht tolerieren, ist hoffentlich klar. Wir erwarten eine sinnvolle und vor allem nachhaltige Aufarbeitung der beiden Vorfälle mit den nötigen Konsequenzen.

Mit Nachhaltigkeit meinen wir vor allem, dass aufgearbeitet wird, wie es sein kann, dass beide Kontexte (Wärmetauscher und Campusfest) ihren Gästen gegenüber wohl eine Stimmung vermittelt haben, in denen sich einzelne Menschen so sicher fühlen, dass sie ihre menschenverachtende Gesinnung zum Ausdruck bringen.

Wir meinen mit Nachhaltigkeit, dass sich die Mitglieder des Wärmi selbstkritisch darum kümmern, an eigenen Grundsätzen zu arbeiten, die vielleicht nicht als solche wahrgenommen werden, die aber dazu führen, dass Vorstufen solcher Eskalationen nicht erkannt werden.

Wir meinen damit, dass Strukturen geschaffen werden, wie in Zukunft Räume gestaltet werden können, in denen solche Vorfälle nicht mehr stattfinden und wenn doch, klare Regelungen für ein schnelles Einschreiten und eine Aufarbeitung entstehen.

Wir freuen uns zu sehen, dass diese beiden Vorfälle größere Aufmerksamkeit durch die Studierendenschaft erfahren. Es ist großartig, dass sich eine Gruppe bildet, die sich mit problematischen Wärmistrukturen auseinandersetzen möchte.

Gleichzeitig bleibt ein bitterer Beigeschmack. Als Verein, der seit vielen Jahren daran arbeitet, Probleme in Merseburg anzusprechen, auf Vorfälle hinweist und versucht, kontinuierlich für safer spaces bei Kulturveranstaltungen in dieser Stadt zu kämpfen, haben wir schon mehrere dieser Engagement-Wellen durch Studis beobachtet.

Z.B. der Protest von „Change my HoMe“ (https://changemyhome.noblogs.org/interview-home-newsletter-2021) gegen die Bundeswehr auf der Firmenkontaktmesse, dass ein Schwurbler mit Nähe zur Anastasia-Bewegung (https://wumms.blackblogs.org/schwurbler-kynast-hochschulsport-merseburg/) im Hochschulsportzentrum unterrichtet, dass unsere Freund*innen vom Café Internationale keine Räume auf dem Campus nutzen durften, und und und. Unsere Kommiliton*innen oder Ex-Kommiliton*innen sind vor allem dann da, wenn es was gibt, worüber man reden kann. Erzählen kann, wie krass das alles da ist, wo man gerade studiert.

Wird bemerkt, dass sich Dinge meistens nicht wirklich schnell ändern, dass man auf zugehaltene Ohren stößt oder, dass gewohnte Abläufe aus linker/ soziokultureller Arbeit in Großstädten wie Leipzig in kleineren Städten wie Merseburg meistens nicht funktionieren, steht z.B. der sowas e.V. oder die anderen gerade genannten Gruppen wieder allein da.

Und das tut weh.

Dass der Wärmi (teilweise) ein problematischer Ort ist, ist allen (und vor allem den FLINTAs) aus unserem Verein klar. Mackertum, fehlende Selbstkritik/-reflektion und Alkoholkonsum haben selten positive Effekte.

Einer der Gründe, warum wir beschlossen haben, uns nicht weiter damit zu beschäftigen, ist, dass wir aufgrund der Erfahrungen mit unseren Kommiliton*innen keine ernsthafte Unterstützung von gleichgesinnten Studis aus Halle oder Leipzig erwartet haben. Und der Campus nun mal nicht der einzige Ort in dieser Stadt ist, an dem solche Vorfälle passieren.

Wir wissen, dass das nach Resignation und Aufgeben klingt. Tatsächlich ist es eher ein notwendiges Zusammenhalten von viel zu knappen Energie-Ressourcen.

Weshalb schreiben wir das alles?

Erstens, weil wir klarmachen wollen, dass solche Vorfälle wie im Wärmi und auf dem Campusfest absolut nicht klar gehen und nicht ignoriert werden dürfen.

Zweitens, weil wir teilen wollen, dass wir uns über die Aufmerksamkeit und die Organisation von Studierenden auf dem Campus zu diesen Themen extrem freuen und dass uns das hoffnungsvoll stimmt.

Drittens wollen wir aber auch unsere Perspektive auf die Organisation einer neuen Gruppe auf dem Campus teilen, um unsere Position bezüglich Studierender auf dem Campus transparent zu machen und in einen Kontext von soziokultureller Arbeit abseits von Großstädten zu setzen.

Und zu guter Letzt, wollen wir angesichts dieser erneuten Engagement-Welle dazu aufrufen: Bleibt auch nach Abschluss der Diskussionen/ Arbeit mit Wärmi und Campusfest-Strukturen da! Seid bitte mal nicht nur eine Welle, sondern lasst uns zu Verbündeten und Mitstreiter*innen werden. Und lasst uns gemeinsam kontinuierlich für mehr solidarische, antisexistische, Freiräume in dieser Stadt kämpfen!

Das braucht es gerade mehr, denn je.

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